Segelschiff Nadir wartet auf sicheren Hafen für 25 Menschen

Unzählige Menschen auf der Flucht im Mittelmeer – RESQSHIP e.V.  findet innerhalb weniger Tage 6 Boote in Seenot

Das deutsche Segelschiff Nadir des Hamburger Vereins RESQSHIP e.V. rettete in der Nacht von Samstag auf Sonntag 25 Menschen aus einem stark kentergefährdeten Holzboot, die auf der Flucht über das zentrale Mittelmeer in Seenot geraten waren – darunter drei Frauen und zwei Kleinkinder. Nun kämpft die Besatzung um die Zuweisung eines sicheren Hafens, während sich die medizinische Situation der Überlebenden sowie die Wetterlage stetig verschlechtert.

Das Segelschiff Nadir harrt seit den frühen Morgenstunden des Sonntags mit 25 Geflüchteten aus Syrien an Deck vor der Insel Lampedusa aus, während die Behörden die Erlaubnis zur Einfahrt in den Hafen blockieren. Die 18-m Segelyacht, die auf Beobachtungsmission im Mittelmeer unterwegs war, ist nicht darauf ausgelegt diese Anzahl an Menschen längerfristig zu versorgen. Die Sicherheit der Menschen auf der Nadir kann nicht länger gewährleistet werden, vor allem die medizinische Situation verschlechtert sich stetig. James Watson, der Arzt an Bord berichtet von einem Baby mit Fieber, einer Teenagerin mit Unterleibsschmerzen, Personen mit Verbrennungen und zahlreichen Seekranken.

„Die seit mehreren Stunden herrschende Blockade ist den katastrophalen Zuständen im Mittelmeer geschuldet und der Überforderung aller Schiffe und der italienischen Küstenwache, den Ansturm an Fliehenden der letzten Tage zu stemmen“, erklärt Friedrich Reich, Vorstandsmitglied des Vereins. Aktuell warten sowohl die Aita Mari als auch die Sea-Eye 4 auf die Zuweisung von sicheren Häfen. Die italienische Küstenwache ist ebenfalls dauerhaft im Einsatz. „Europa muss hier Italien dringend unterstützen, zum Beispiel durch einen für alle vertretbaren verbindlichen Verteilungsschlüssel und eine koordinierte Seenotrettung“, ergänzt Reich.

Die Crew der Nadir fand das in Seenot geratene Holzboot am Samstag Mittag in der maltesischen Search-and-Rescue (SAR)-Zone. Das überfüllte Boot fuhr zu dem Zeitpunkt noch selbstständig. Nachdem die Crew der Nadir die Erstversorgung mit Rettungswesten, Wasser und Zwieback übernommen hatte, konnte das Fluechtlingsboot noch einige Stunden weiterfahren, bis die Wettersituation sich so weit verschlechterte, dass die akute Gefahr des Kenterns bestand. „Hätte unsere Crew nicht zu genau diesem Zeitpunkt eingegriffen und die Personen an Bord genommen, dann wäre dies der sichere Tod von 25 Menschen gewesen, obwohl wir bereits zehn Stunden zuvor einen Hilferuf an alle zuständigen Behörden gesendet hatten.“ sagt Ingo Werth, Skipper der Nadir.

Die Crew der Nadir hatte bereits in den Tagen zuvor fünf Boote in Seenot gefunden, deren insgesamt über 240 Insassen teils von der italienischen Küstenwache evakuiert und teils von der Louise Michel und der Aita Mari aufgenommen wurden.

Über den Verein: Resqship ist mit dem Motorsegler Nadir sich jedes Jahr auf Beobachtungsmissionen im zentralen Mittelmeer unterwegs, um dort auf die prekäre Situation von Menschen auf der Flucht aufmerksam zu machen. Wenn das Schiff auf Menschen in Seenot trifft, kommt es den maritimen Pflichten nach, zu helfen und sich um die Erstversorgung zu kümmern.