Segelschiff braucht dringend sicheren Hafen

19 aus Seenot gerettete Menschen seit über 40 Stunden an Bord der Nadir –  Behörden ignorierten Mayday-Relay-Notruf

An Bord des 18 Meter langen Segelschiffs Nadir des Hamburgers Vereins RESQSHIP verweilen seit zwei Tagen dichtgedrängt 19 aus Seenot gerettete Menschen. Die Crew hatte das seeuntüchtige kleine Holzboot am späten Mittwochabend (22. Juni) im Mittelmeer gefunden und einen Notruf abgesetzt. Da Hilfe ausblieb und das Boot zu kentern drohte, nahm die Crew die Überlebenden an Bord der Nadir. Seitdem wartet sie auf einen sicheren Hafen – seit über 40 Stunden.   

Nach einem Notruf von Alarmphone hatte die Nadir das Boot in Seenot südlich von Lampedusa in der maltesischen Such- und Rettungszone (SAR) gefunden, doch Malta ignorierte den abgesetzten Mayday-Relay-Notruf. Die Besatzung steuerte den nächstgelegenen sicheren Hafen in Lampedusa an, doch Italien verweigerte wiederholt die Einfahrt und verwies an den Flaggenstaat Deutschland – der wiederum zurück nach Rom verwies. Derweil wird die Lage an Bord immer prekärer, denn die Nadir ist mit ihren 18 Metern Länge nicht für die längere Versorgung von so vielen Menschen ausgelegt.

„Dichtgedrängt sitzen die Menschen nun schon den zweiten Tag auf dem Vordeck unseres Segelschiffs. Sie sind völlig erschöpft von ihrer Flucht über das Mittelmeer. Als wir sie gefunden haben, waren sie bereits drei Tage unterwegs“ berichtet Ingo Werth, Skipper auf der Nadir. „Die Menschen brauchen dringend einen sicheren Hafen und müssen an Land adäquat versorgt werden“, so Werth.

Bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche wartet die Nadir auf Zuweisung eines sicheren Hafens. Am vergangenen Sonntag hatte die Crew 29 Menschen aus einem seeuntüchtigen Boot erstversorgt und an Bord genommen, weil kein Küstenwachschiff zu Hilfe kam und sich die Wetterlage verschlechterte. Unterstützung erhielt die Nadir von der Sea-Watch 4, die am Montagabend die Menschen von der Nadir übernahm. Sie wartet aktuell mit insgesamt über 300 aus Seenot geretteten Menschen an Bord ebenfalls auf einen sicheren Hafen.

Über RESQSHIP:
Resqship e. V. fährt seit 2019 Beobachtungsmissionen im zentralen Mittelmeer, um auf die prekäre Situation von Menschen auf der Flucht aufmerksam zu machen und Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren. Im Ernstfall leisten die Crews unterstützende Maßnahmen zur Seenotrettung und kommen damit ihrer maritimen Pflicht zu helfen nach.

Weitere Informationen zu RESQSHIP: https://resqship.org/ 

Pressekontakt: Andrea Finkel, E-Mail: presse@resqship.org