Pressemitteilung 12. September 2023: Segelschiff Nadir unterstützt 239 Geflüchtete in Seenot im zentralen Mittelmeer – 186 von Frachtschiff gerettet

Während die italienische Küstenwache mit mehr als 40 Seenotfällen und Ankünften auf Lampedusa mit über 5000 Menschen am gestrigen Dienstag überfordert ist, bittet das Segelschiff Nadir ein Frachtschiff um Hilfe im Zentralen Mittelmeer.

Das Segelschiff Nadir des Hamburger Vereins RESQSHIP e.V. hat im zentralen Mittelmeer am Dienstag insgesamt 239 Menschen in Seenot auf fünf instabilen Booten unterstützt.  Die Crew der Nadir nahm 53 der Menschen an Bord, die dringende medizinische Versorgung benötigten, darunter zehn Kinder. 186 Menschen von vier der fünf in Seenot geratenen Boote wurden vom Frachtschiff BBC EDGE an Bord genommen. Alle 53 Menschen an Bord des Motorseglers Nadir konnten am frühen Mittwochmorgen in Lampedusa sicher an Land gehen. Das Frachtschiff, welches sich auf dem Weg nach Genua befand, wurde von den zuständigen Behörden nach Neapel geschickt, um die Geflüchteten an Land zu bringen. 

Am Dienstagmittag fand die Crew der Nadir zwei Holzboote und zwei Metallboote mit insgesamt 169 Menschen an Bord in Seenot innerhalb kurzer Zeit in der maltesischen Such- und Rettungszone (SAR). Die Crew der Nadir leistete Ersthilfe, versorgte die Menschen mit Rettungswesten und informierte die zuständigen Behörden. Da zwei der vier Boote manövrierunfähig waren, gab es keine Möglichkeit die Boote in Richtung Lampedusa zu begleiten. Als kurz darauf noch ein fünftes in Seenot geratenes Boot auftauchte, mit 70 Menschen an Bord, bat der Kapitän der Nadir das nahegelegene Frachtschiff BBC EDGE um Unterstützung. Mit Hilfe des Beiboots der Nadir nahm dieses daraufhin 186 Menschen von vier Booten an Bord. Mit Einbruch der Dunkelheit gab es keine Möglichkeit mehr, weitere Menschen sicher an Bord des Frachtschiffs zu bringen. Daher entschied sich die Crew der Nadir die übrigen 53 Menschen selbst an Bord zu nehmen. Während dem Frachtschiff das 700 Kilometer entfernte Neapel als sicherer Hafen zugewiesen wurde, versorgte die Crew der Nadir die medizinischen Fälle an Bord und nahm Kurs auf Lampedusa. In den frühen Morgenstunden konnten alle 53 Menschen nach einer langen Nacht an Land gehen.  

“Alle 53 Menschen an Bord der Nadir litten unter starker Dehydrierung und Überhitzung, beides kann ohne medizinische Versorgung tödlich sein. Besonders besorgt waren wir um die Kinder, von denen viele erschöpft waren und nur mit Mühe trinken konnten.” berichtet James Watson, Arzt an Bord der Nadir. “Wir hatten eine anstrengende Nacht, denn während wir in Richtung Lampedusa fuhren, mussten wir uns auch um viele andere medizinische Probleme kümmern, darunter Verbrennungen, Infektionen und Wunden, die sich die Überlebenden auf See zugezogen hatten”. Die Verbrennungen wurden durch das Sitzen in benzinverseuchtem Wasser verursacht, in welchem die Familien während ihrer tagelangen Reise ausharren mussten.  

Die Crew der Nadir hatte sich am Dienstagmorgen von Lampedusa wieder auf den Weg ins Einsatzgebiet gemacht. Auf dem Weg dorthin trafen sie schon kurz nach dem Auslaufen auf die ersten Boote und begleiteten insgesamt über 80 Menschen in den Hafen Lampedusas. Am Nachmittag unterstütze die Crew der Nadir die fünf in Seenot geratenen Boote. “Den Berichten zufolge sind ist die Anzahl der ankommenden Boote so hoch wie seit 2011 nicht mehr.” berichtet Stefen Seyfert, Crewmitglied der Nadir. Die angefragte Unterstützung der italienischen Küstenwache blieb aus, da diese über 40 Seenotfälle und weitere 112 Ankünfte mit über 5000 Menschen am gestrigen Dienstag versorgen musste. Dabei kam vergangene Nacht Berichten zufolge ein Baby ums Leben. Laut Frontex sind mindestens 8000 Menschen von Nordafrika aufgebrochen in den letzten Tagen. Seyfert führt aus: “Lampedusa ist vollkommen überfüllt und die Situation wird zunehmend untragbar. Die europäischen Staaten müssen ausreichend Rettungskapazitäten zur Verfügung stellen und notleidende Menschen versorgen, um ihrer humanitären Verantwortung gerecht zu werden.” 

Über RESQSHIP:
Resqship e. V. fährt seit 2019 Beobachtungsmissionen im zentralen Mittelmeer, um auf die prekäre Situation von Menschen auf der Flucht aufmerksam zu machen und Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren. Im Ernstfall leisten die Crews unterstützende Maßnahmen zur Seenotrettung und kommen damit ihrer maritimen Pflicht zu helfen nach
.Weitere Informationen zu RESQSHIP: https://resqship.org/  Pressekontakt: Linda Rochlitzer
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