Corona Debatte

War die Online-Diskussion “Zero Covid”, veranstaltet von #unteilbar am 7.2.21, der Beginn einer interessanten Debattenfolge?


Hier eine Übersicht der Beiträge zur Debatte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge:


Das Virus in der Klassengesellschaft

Die der ersten Online-Diskussion hoffentlich folgenden Online-Debatten sollen Schwerpunktthemen haben. Das war ein Ergebnis der Diskussion am 7.2.

Die Schwerpunkte für die nächsten Online-Treffen sind:

  1. Wie ist der weltweite Zugang zu Covid-19 Impfstoffen zu gewährleisten? Ist die Öffnung der Patente für qualifizierte Hersteller in aller Welt ein Weg? Also: Geistige Eigentumsrechte schnellstmöglich teilen? Die Patentrechte verändern? Die deutsche Regierung war dagegen.
    Wie verhindern wir einen Impfstoffnationalismus? Wie verhindern wir eine Welt, in der sich Geimpfte gegen Millionen von Menschen abschotten, die sich die Impfstoffe nicht leisten können und noch lange unter Covid-19 leiden werden? Je länger sich das Virus ungehindert ausbreiten kann, desto mehr gefährliche Mutationen werden sich entwickeln.
  2. Unter Covid-19 nimmt die soziale Ungerechtigkeit der Gesellschaft zu. Die Kosten der Pandemie führen heute schon zu Einkommensverlusten und zum sozialen Abstieg in den europäschen Staaten. In den USA beherrscht die Angst vor einer weiteren Armutswelle weite Teile der Mittelschicht. Wie sieht das bei uns aus?
    Die Coronakrise lässt die Zahl der hungernden Menschen der Welt, die im lebensbedrohlichen Elend untergehen, geradezu explodieren. Ist Covid-19 wirklich ein nichtkapitalistisches Ereignis? Wie muss eine solidarische Perspektive nach Covid-19 aussehen?
    Wie muss ein Unterstützungsprogramm für die Menschen aussehen, die ihre Existenzgrundlage bereits verloren haben?

Wer zu dieser Debatte etwas beitragen möchte, schickt bitte eine Mail an redaktion@unteilbar-bergedorf.org.

Leserbriefvon Joachim Weretka, Hamburg, September 2020
Aluhut gegen Corona-Diktatur

Selten wurde aus so (vermeintlich) unterschiedlichen Gründen und Ecken gemeinsam protestiert.

Besorgte Bürger, Impfgegner, Verschwörungs-Anhänger, Nazis, von AfD bis zu Reichsbürgern, ja auch Linke und Umweltschützer laufen mit: Sie alle fühlen sich nicht vom Virus, sondern von einer Corona-Diktatur bedroht.

Dabei scheuen sich die Rechtsradikalen nicht, die heutige Lage mit der Machtergreifung Hitlers zu vergleichen. Verlogener geht’s kaum noch.

Diese krude Mischung sucht vereint nach einem oder mehreren Schuldigen, die den Virus erzeugt haben, oder ihn benutzen.

Selbst wenn die eine oder andere Corona Maßnahme zu früh, zu spät oder nicht wirksam war, ist das Erklärungsmuster der Corona-Leugner rein mystischer Natur.

So wird die angebliche Corona Diktatur von obskuren Mächten (deren Teil auch Merkel ist) ausgeübt, deren Bekämpfung sich dem „normalen“ Feindbild (Diktatoren, Imperialisten, Großkapitalisten und alle zusammen) verschließt.

Finde den Ort, an dem die zumeist jüdischen Despoten das Blut kleiner Kinder saufen und die Tötung von Milliarden Menschen vorbereiten. Dagegen war der Kampf von Mittelerde gegen die Orx knallharte Realität.

Nun könnte man sagen, naja diese Spinner, aber das Muster ist gefährlich.

Die Suche nach einem Feind (der Jude und das Großkapital, Bill Gates) gepaart mit dem Opferstatus (das Bild der Hexen wird bemüht) ist der Boden, der nicht nur das Denken umnebelt, sondern die Rechtfertigung für den (auch bewaffneten) Widerstand bietet.

Das hat leider schon häufiger funktioniert: Von den Juden Pogromen im Mittelalter wegen eines unsichtbaren und damit unerklärlichen Virus, der Pest, bis hin zum Feindbild der Faschisten, in dem das Weltjudentum im Schulterschluss mit dem Kommunismus das Deutsche Volk bedroht haben soll.

Die Gefahr ist ungleich kleiner, dass diese Hetze heute verfängt, aber das Muster Corona für diese Propaganda zu nutzen ist dasselbe. Rechte Strategen haben das erkannt und nutzen Aluhüte, Traumtänzer und selbst den viel zitierten besorgten Bürger als Staffage.

Ich finde soviel sollten wir aus unserer Vergangenheit gelernt haben.

Diese Abgrenzung macht mich nicht zum glühenden Anhänger unserer Demokratie. Aber mit Blick auf Trump, den „lupenreinen Demokraten” Putin, Bolsenaro oder Orban, kann ich bei uns keine Corona Diktatur erkennen.

Leserbriefvon Ursel Arova, Hamburg, Dezember 2020
Antwort auf “Aluhut gegen Coronadiktatur”

Liebe Unteilbare,
die ihr für eine freie und offene Gesellschaft seid, eine solche Gesellschaft ist auch meine Vision.

Wenn ich aber den Leserbrief „Aluhut gegen Coronadiktatur“ lese, dann bin ich doch mehr als irritiert.

In einer offenen Gesellschaft erwarte ich, dass man sich mit der Meinung Andersdenkender auseinandersetzt, mit ihnen spricht und fragt, auf welche Quellen sie sich beziehen, dass sie eine andere Meinung haben als der Mainstream. Ein Austausch von Argumenten, eine Diskussion auf Augenhöhe ohne Vorverurteilung ist angebracht, dann würde offensichtlich, dass es auch unter den „Andersdenkenden“ ganz unterschiedliche Meinungen gibt und nicht alle in einen Topf geworfen werden können.

Es wäre doch möglich, dass beide Seiten voneinander lernen. Und wenn dann nach einem sachlichen Austausch die unterschiedlichen Meinungen bestehen bleiben, so gilt es, Toleranz zu üben.

Aber mir scheint, nach einer Phase der Aufklärung, in der solch ein Austausch von Argumenten und Diskussionen noch möglich war, kehren wir ins Mittelalter zurück.
Wenn die Kirche sagte, die Erde ist eine Scheibe, dann war das so, weil die Kirche das sagte. Das durfte nicht hinterfragt werden. Ein unabhängiger Wissenschaftler, der dazu eine andere Erkenntnis hatte, wurde auf den Scheiterhaufen geworfen.

Heute sagt uns die Regierung, was Sache ist und „wir dürfen die Regeln niemals hinterfragen“ (Wieler vom RKI in der Pressekonferenz am 28.07.2020, ca. 27:40 ).
Und unabhängige Wissenschaftler werden diffamiert, Kanäle und Youtube-Videos werden gelöscht.

Ist „Wahrheit“ also wieder davon abhängig, wer sie ausspricht?

Wenn ich ein Haus kaufen und begutachten lassen möchte, nehme ich nicht den Gutachter des Maklers, ich wähle einen unabhängigen. Ich vermisse aber den Diskurs mit unabhängigen, kritischen Wissenschaftlern. Stattdessen ist ein Virologe das Sprachrohr der Regierung und wird in den Medien eine Propaganda gemacht, wie ich sie nicht mehr für möglich gehalten hätte. Und wer sich zu fragen und zu zweifeln traut, wird sofort diffamiert.

Dabei macht genau das eine demokratischen Gesellschaft aus. Wenn Fragen und Zweifeln nicht mehr erlaubt sind, fast verboten werden, dann ist die Demokratie in Gefahr. Wenn ich das aber mich auszusprechen traue, dann bin ich eine Rechte, eine Aluhutträgerin, eine Covidiotin. Dann wenden sich Menschen ab, ohne zu prüfen, ob an meinen Zweifeln nicht doch etwas dran sein könnte.

Und dann findet sich auf der Homepage von Unteilbar Bergedorf ein Leserbrief, der aber genau an der Spaltung der Gesellschaft arbeitet, statt für eine Gesellschaft, in der man respektvoll, frei und offen miteinander umgeht, dann lässt das nichts Gutes für die Zukunft hoffen.

Haben nicht die Leute aus dem „linken“ Spektrum erlebt, wie Presse die Dinge verzerrt darstellt? Wie sie z.B. im Kampf gegen die Atomkraft verunglimpft und von Wasserwerfern angegriffen wurden, man ihren Kampf für gesellschaftliche Werte negativ dargestellt hat? Dass sich bei Protesten zum G20 Gipfel Provokateure unter die Demonstranten mischten, um Unruhe zu stiften und so zu ermöglichen, dass massiver Polizeieinsatz gegen die friedlichen Demonstranten damit gerechtfertigt wurde, dass verdeckte Ermittler in die Rote Flora eingeschleust wurden.
Das kennt ihr doch. Und trotzdem unterstützt Ihr jetzt den Staat durch Eure Konformität? Ihr wisst doch, wie die Machtstrukturen funktionieren. Und jetzt redet ihr der Regierung nach dem Mund?

Ich empfehle denen, die bereit sind, sich mit den Machtstrukturen auseinanderzusetzen, die seit Jahrzehnten vorbereitet, aber massiv seit 1989 weiterentwickelt werden, das Interview mit Dr. Matthias Burchardt.
(Dr. phil. Matthias Burchardt ist Akademischer Rat an der Universität zu Köln. Forschungsgebiete: Anthropologie, Bildungstheorie und Bildungspolitik. Als Kritiker der Bildungsreformen im Namen von PISA und Bologna bezieht er in Interviews, Artikeln, Vorträgen und politischen Anhörungen auch zu Fragen der Digitalisierung eindeutig Position.)

Er geht auf die Metaebene und da lässt sich eine Menge verstehen, besonders interessant ab Minute 27:20 zum Thema Propaganda. Und ab Minute 32:20 die Folien mit Zitaten von Bernays aus den 1920ern, die schon die Nazis verinnerlicht und genutzt haben. Die Technik der Schocktherapie ist wieder äußerst aktuell.

Nehmen wir uns ein Beispiel an Kant und treten aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit aus. Lasst uns, die wir etwas für die Gesellschaft tun wollen, dies gemeinsam tun und nicht gegeneinander.

Beitragvon Rudi Walter, Hamburg, Januar 2021
Antwort auf Ursels Leserbrief

Was will uns dieser Leserbrief sagen?

In dem Leserbrief von U. Arova wird gefordert, „sich mit der Meinung Andersdenkender auseinanderzusetzen“.
Mit dieser Aussage beginnt das Grundproblem des Leserbriefes von U. Arova. Mit welcher Meinung soll ich mich auseinandersetzen? Corona gibt es nicht? Oder die Herdenimmunität ist erreicht? Oder dass das Argument mit den Rechten doch nur benutzt wird, um die Demos zu diffamieren? Sind Desinfektionsmittel eine Gefahr? Mit solchen inhaltlichen Aussagen kann sich auseinandergesetzt werden. Die Behauptung, Corona ist nicht gefährlicher als ein Grippe-Virus, ist inzwischen anhand der Realität widerlegt. Viele andere Aussagen der Corona-Leugner auch. Aber die These, dass der Leserbrief von A. Weretka an der Spaltung der Gesellschaft arbeitet, wird nicht belegt.

Welche Aussagen sind inhaltlich falsch in dem Leserbrief von A. Weretka? Ja, meiner Meinung nach ist es notwendig, sich von Nazis und rechten Verschwörungsdemagogen zu distanzieren. Auch die Aussage von U. Arova „Und jetzt redet ihr der Regierung nach dem Mund?“ ist nicht stichhaltig. Wer ist „ihr“ und mit welchen Aussagen oder Handlungen wird das gemacht? Im Weiteren werden nebulöse Behauptungen aufgestellt wie Zweifel seien nicht mehr erlaubt, wird der Vorwurf erhoben, geschichtsvergessen zu sein. Die Kraft des eigenen Arguments kann nicht durch Verweise auf youtube oder Hinweise auf das Internet ersetzt werden. Wie entscheide ich, welcher Wissenschaftler recht hat, was heißt „unabhängiger kritischer Wissenschaftler“? Dazu ist der Austausch von inhaltlichen Argumenten notwendig, also eigenes Denken und kritisches Hinterfragen sollte hier Maßstab sein. Ja, es ist richtig, dass Internetfirmen zensieren und Profitmachen der rote Faden ihres Handelns ist. Aber das ist nun mal so im Kapitalismus. Ja, es ist richtig, dass viele Verordnungen sehr problematisch sind, weil sie die Freiheit einschränken. Aber wenn die Regierung und der größte Teil des Parlaments es wollten, hätten sie längst die Notstandsgesetze (verabschiedet 1968) auf den Tisch gelegt. Ja, dann würde ich auch die Demokratie in Gefahr sehen. Was für eine Erwartung hast du von einer sogenannten Demokratie im Kapitalimus? Wer hier bei uns von Diktatur spricht, sollte sich in der Welt umschauen wie Diktaturen aussehen, wie in Saudi Arabien, Iran, Türkei oder nicht zuletzt China, ganz zu schweigen von Putins Schattenreich. Diese Liste lässt sich leider noch lange fortführen. Richtig ist auch, dass es bei uns staatlich verordnete Berufsverbote gab, aber selbst in dieser Zeit gab es keine gleichgeschaltete Justiz.

Wer also keine Diktatur will, der muss sich in aller Entschiedenheit und aller Konsequenz von Rechts- und Verschwörungsideologen nicht nur distanzieren, sondern auch aktiv gegen sie vorgehen. Und das sollten auch und gerade selbsternannte Demokraten mit einem hervorragenden Immunsystem tun!

Beitragvon Thomas Deuber, Hamburg, Januar 2021
Die Diskussion bei Attac

Um in der Corona-Diskussion die Schwerpunkte etwas zu verschieben, möchte ich gerne ein attac-internes Strategiepapier in die Runde geben, da es thematisiert, dass

  • die ausschließliche Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen von der notwendigen Diskussion über die systemischen Ursachen dieser und zukünftiger Pandemien ablenkt: Die industrielle und renditeorientierte Landwirtschaft und der damit einhergehende Rückgang der Biodiversität,
  • die Kritik z.B. an den Verschwörungsmythen um Bill Gates sehr wohl auch auf die Interessen u.a. der Pharmaindustrie in der Bewältigung der Krise eingehen muss.

Die Corona-Pandemie – Ursachen und gesellschaftliche Gegenstrategien

Leserbriefvon Rolf Urban, Hamburg, Februar 2021

[Dieser Leserbrief ist eine Reaktion auf die Online-Veranstaltung “Debatte um Zero Covid”. Die Red.]

Zero Covid eine Position der Linken?

Das kann doch wohl nicht wahr sein. Zero Covid gibt sich noch härter als die Merkelregierung. Es sollen in unrealistischer Weise alle Bereiche der Gesellschaft so lange stillgelegt werden, bis ein Inzidenzwert von 0 erreicht ist. Das kann dauern und garantiert schon lange nicht, dass dann das Virus besiegt ist.

Winfried Wolf ahnt dies schon, wenn er anführt, dass die 0 nur ein angestrebter Wert ist, der nicht unbedingt erreicht werden muss. Man kann ruhig scheinbar unrealistische Ziele formulieren.
Damit die Maßnahmen auch zum Erfolg geführt werden, bedarf es einer strengen Kontrolle. Die Regionen, die eine niedrige Inzidenz erreicht haben, sollen von Regionen mit hoher Inzidenz abgeschottet werden. Soll dabei das so häufig geschmähte China als Vorbild dienen? Da die Maßnahmen von einer breiten Bewegung von unten getragen werden sollen, nehmen die Menschen sich also freiwillig in eine sinnlose Geiselhaft.

Ich glaube nicht, dass die breite Masse der Bevölkerung das mitmacht. Die Kollateralschäden sind jetzt schon zu hoch, und das Kapital wird sich nicht durch diese Pandemiebekämpfungsmaßnahmen in die Knie zwingen lassen.
Da alle Wirtschaftsbereiche runtergefahren werden sollen, um das dissoziative Verhalten aufzuheben, sollen sich diese Maßnahmen auch gegen das Kapital wenden. Es soll die Trennung zwischen Privat- und Arbeitsleben aufgehoben werden.
Toll, das Kapital wird angegriffen, und die Menschen bleiben als Kollateralschaden auf der Strecke. Das Kapital strukturiert sich mithilfe von Unterstützungsgeldern des Staates um ( Pharmaindustrie, Automobilindustrie, Luftfahrt, Tourismus, Digitalisierung). Des Weiteren findet eine Flurbereinigung statt. Kleine, vielleicht unrentable Betriebe, werden in den Ruin getrieben und werden dann von Investoren zum Schnäppchenpreis aufgekauft.
Die Börsenkurse setzen schon ein Zeichen, indem sie neue Höhenrekorde erreichen!

Das Virus wird nicht durch die vorgeschlagenen Maßnahmen von „Zero Covid“ besiegt werden und das Kapital wird nicht geschwächt sondern gestärkt.

Die „Linke“ hat lange Zeit geschwiegen und den „Coronarebellen“ (Rechten, Querdenkern etc.) die Straße überlassen. Es wurden nicht die berechtigten Kritiken (Barrington Declaration, schwedischer Weg, Mathias Schrappe u.a.) an den Corona-Maßnahmen aufgegriffen. Der Protest wurde nicht in die richtigen Bahnen gelenkt.

Stattdessen jetzt Zero Covid!

  1. Übrigens hatten wir im Sommer schon einmal Inzidenzwerte von 5-7 pro 100000 Einwohner. Was hat es gebracht? Nichts!
    Aus Fehlern soll man lernen und diese nicht wiederholen. Wir müssen lernen, mit der neuen Krankheit zu leben. Das bedeutet, dass wir nicht immer auf die Inzidenzwerte starren sollten, sondern differenzierter vorgehen.
  2. Jeder Infizierte ist mit einem Geimpften gleichzusetzen. Junge Menschen sind kaum von der Krankheit betroffen.
  3. Vulnerable Gruppen müssen geschützt werden (z.B. durch den Einsatz von Schnelltests), denn hier hat es die höchsten Opferzahlen gegeben. Warum wird erst jetzt auf die Bundeswehr zugegriffen? (Tübingen)
  4. Impfen ist nicht der einzige Ausweg, wie häufig dargestellt.
  5. Entwicklung von Medikamenten (Antikörper), um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern.

Keine Panik verbreiten, sondern einen kühlen Kopf behalten. Statt ständig über die Lage zu jammern, wäre bei entsprechender Zielsetzung ein Nachdenken über die richtigen Maßnahmen besser gewesen.

Leserbriefvon Dieter Born, Hamburg, Februar 2021

Tach auch. Eigentlich kümmere ich mich nur noch um die Familie (2 Enkelkinder mittlerweile) und meine Modelleisenbahn. Aber was eine Dame da so von sich gelassen hat, treibt meinen Verstand um. Rudi hat auf die Notstandsgesetze von 1968 hingewiesen. Die habe ich mal aus meinem Archiv rausgekramt. Wenn diese, unsere Regierung diese jetzt anwenden würde (was sie nicht tut), dann würde es richtig abgehen in diesem Land. Ich empfehle dieser Dame die Lektüre. Gibt übrigens das GG für 10,- € zu kaufen. Verlag: Wurm & Volleritsch GbR, Schanzenstraße 36, 20357 HH. Da steht drin, was die Bundesregierung und Länderregierungen für Rechte und Pflichten haben. Und auch: Was der/die einzelne Bürger/in an Rechten und Pflichten(!!) hat!! O.k. Was soll ich mich aufregen? Positiv denken: Schon seit Monaten fliegen keine Jets mehr über Bergedorf. Gut. Wird die Luft wohl besser, beispielsweise.

Leserbriefvon Erich (Initiative “Aufstehen”), Hamburg, Februar 2021
Zum Verhältnis von Angst und Demokratie – Anregung zum Selberdenken

Vor ungefähr 300 Jahren wurden die Menschen geboren, die das Zeitalter der Aufklärung in Deutschland wesentlich bestimmt und damit auch unser heutiges Weltbild deutlich mit geprägt haben. Schlüsselbegriffe waren Freiheit, Autonomie des Individuums, Verantwortung und Demokratie.

Das wesentliche Projekt war Freiheit von Angst, Angst vor obskuren Mächten, die das Leben des mittelalterlichen Menschen bestimmten. Dazu hat auch die Entwicklung der Naturwissenschaft wesentlich beigetragen. Nur in dem Maße, wie diese Mächte entzaubert wurden und die Welt verständlicher und transparenter wurde, konnte auch der Gedanke der Demokratie Fuß fassen: die Vorstellung, dass sich alle so an der Gestaltung und den Entscheidungen der Gesellschaft beteiligen, dass sie das Ganze als vernünftig empfinden und sich als vernünftige Wesen zu Hause fühlen können. Dass sie also z.B. nur Gesetzen unterworfen wären, an deren Zustandekomen sie beteiligt waren. Politiker, die an Demokratie interessiert wären, müssten sich also für maximale Transparenz einsetzen.

Immanuel Kant (1724-1804) beschrieb das Wesen der Aufklärung so:

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Unmündigkeit ist aber nicht immer selbst verschuldet. In einer immer komplexer werdenden Welt erleben wir die Rückkehr der Ängste. Hegel (1770-1831) sagt:

Freiheit ist, wenn das Subjekt (Mensch) das Objekt (Sachverhalt) ganz durchdrungen hat, also nichts Fremdem gegenübersteht.

Fremdem, Unverstandenem gegenüberstehen macht Angst. Dies ist bei Corona der Fall.

Was steht der Durchdringung, Aneignung im Wege?

  • Wir werden mit fragwürdigen Zahlen gefüttert, die uns offensichtlich Angst machen sollen (z.B. Fälle ohne Relation zur Anzahl der Tests).
  • Über die durchschnittliche Schwere der Erkrankungen bekommen wir keine Informationen, nur über die Überfüllung einiger Krankenhäuser.
  • Keine Differenzierung der Todesursachen.
  • Keine aufrichtigen Informationen und Zahlen über die Ursachen des Kapazitätsproblems der Krankenhäuser (z. B.  wurden im Jahr 2020 2144 Betten stillgelegt, 20 Krankenhäuser geschlossen, 4000 Stellen abgebaut, s.u. die Quellenangabe).
  • Personalprobleme werden erwähnt und deutlich, aber ebenfalls nicht aufrichtig dargestellt hinsichtlich Ursachen und Entwicklung.
  • Keine Erhebungen über Grad und Ausmaß der natürlichen Immunität (Genesene, Dunkelziffer).
  • Die Maßnahmen lassen zweifeln, dass es wirklich um den Schutz vulnerabler Gruppen geht.
  • Bombardierung mit Schreckensmeldungen rund um die Uhr, jede Woche eine neue, angeblich gefährlichere Mutation.
  • Warnende Verweise auf Entwicklungen in anderen Ländern und Gegenden (zuletzt z. B. Portugal, s.u.), aber keine klaren Informationen über die Ursachen und Zusammenhänge.
  • Einfluss der Pharma-Lobby auf das Geschehen undurchschaubar.
  • Einfluss der ganz großen Finanzakteure und der profitierenden Wirtschaftsbereiche vermutbar, aber nicht klar.
  • Unklare Zusammenhänge mit hintergründiger Wirtschafts- und Finanzkrise, die unter der Decke von Corona behandelt wird.
  • Videos mit alternativen Ansichten werden gelöscht (s.u.).

Was aber deutlich ist,

  • wer die Gewinner und wer die Verlierer sein werden,
  • dass unser Rechtsstaat sich verändert,
  • dass Demokratie weiter schrumpft,
  • dass das Volk mehr mit sich machen lässt, als man gedacht hätte,

das macht allerdings auch Angst.

Es deutet also einiges darauf hin, dass die Regierenden lieber auf Angst setzen statt auf Transparenz und Einsicht. Dazu passt auch das berüchtigte Strategie-Papier aus dem Innenministerium (s.u.), das zwar in den Giftschrank zurückgestellt wurde – aber wurde die Angst-Strategie wirklich aufgegeben?

Wenn also Demokratie sich schlecht mit Angst verträgt, ist äußerste Aufmerksamkeit demokratisch interessierter Bürger angesagt. Zumal ja Angst nicht nur jetzt bei Corona eine Rolle spielt, sondern auch erzeugt wird im Bereich der sogenannten Sicherheit und natürlich in den Bereichen Wirtschaft und Arbeit. Auch Letzteres wesentlich verstärkt durch Corona. Bei Licht besehen kann man ohnehin nur noch von Resten von Demokratie sprechen oder „Demokratie“ in Gänsefüßchen. 

Denn man muss sich nichts vormachen: Bei unserem ausgeprägten Lobby-Wesen und Sachzwang-Denken hat auch das große Kapital bei der Strategie die Finger im Spiel. Im Zusammenhang mit Corona findet eine enorme Umverteilung von unten nach oben statt. Und die Pharma-Industrie hat ein Interesse daran, das Milliarden-Geschäft nicht nach einem kurzen Hoch wieder ad acta zu legen. Die sich abzeichnende De-facto-Impfpflicht ist dazu eine Grundlage. Aber das wäre schon ein neues Thema.

Zum Thema Angst versus Transparenz gehört aber noch die unsägliche Praxis, alternative Meinungen im Internet zu löschen oder zu unterdrücken. Sogar von Prof. Schrappe, der bis vor einiger Zeit Mitglied des Sachverständigenrates war, wurde mal ein Beitrag gelöscht (s.u.).

Nach der schon verheerenden Privatisierung des Gesundheitswesens geht jetzt offenbar eine Tendenz dahin, die Zensur zu privatisieren. Allerdings sind das nicht völlig unterschiedliche Agenten, sondern entsprechend der heutigen Kapitalstruktur kommt das alles aus einem Pool, der eh schon weitgehend unsere Politik bestimmt (z.B. Blackrock, Vanguard etc., s.u.).

Auch schielen einige mit einem Auge schon auf das chinesische Modell, das leichtere Regierbarkeit und mehr Effizienz verspricht – nicht nur in Bezug auf Corona, sondern auch hinsichtlich anderer schwerwiegender Probleme, die auf uns zukommen, wie v.a. die Klimakatastrophe. Vielleicht sollten wir alles, was jetzt geschieht, auch ein bisschen in dieser Perspektive wahrnehmen.

Sollte 250 Jahre nach der ersten demokratischen Verfassung das Zeitalter der Demokratie dem Ende entgegengehen? – Obwohl es noch gar nicht so richtig angefangen hatte…

Also: Augen auf, Ohren gespitzt, selber denken!

Das Zitat von Kant geht folgendermaßen weiter:

Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Hier noch ein paar Links:

zum Angstpapier aus dem Innenministerium:

zu Portugal:

zu Krankenhausschließungen:

zu Löschungen auf youtube:

zur Kapitalstruktur:

auch interessant: