Rettungseinsatz bei widrigen Bedingungen – 36 Menschen gehen in Lampedusa sicher an Land
Über den Funkruf eines Fischers wurde die Crew des Segelschiffs Nadir der deutschen Organisation RESQSHIP am Montagnachmittag auf den Seenotfall aufmerksam: 36 Menschen trieben in einem instabilen Stahlboot und liefen Gefahr zu kentern. Wegen des zunehmenden Wellengangs drang Wasser in das Boot ein. Die Nadir nahm die Menschen an Bord und brachte sie sicher nach Lampedusa, wo alle in der Nacht auf Dienstag erleichtert an Land gehen konnten. Das Wochenende zuvor unterstützte die Crew bereits insgesamt um die 215 Menschen in Seenot auf sechs Booten.
Die Crew der Nadir fand das überfüllte Stahlboot gegen drei Uhr mittags in der maltesischen Such- und Rettungszone (SAR). Während die Besatzung noch suchte, setzte sich ein FRONTEX-Helikopter mit der Nadir in Verbindung, um sich über die genaue Position des Seenotfalls zu informieren. Kurze Zeit später fand die Crew die 36 Menschen in Seenot. Der Helikopter der europäischen Grenzschutz-Agentur benachrichtigte die Nadir, dass Wasser in das Boot eindringe und eine sofortige Evakuierung der Menschen nötig sei. Innerhalb kurzer Zeit nahm die Crew der Nadir die 36 Geflüchteten zu sich an Bord und machte sich auf den Weg nach Lampedusa. Dort konnten die Menschen gegen zwei Uhr nachts sicher an Land gehen.
„Der Seegang war so stark und das Boot hing tief im Wasser. Wir konnten die Menschen nicht mal mit Rettungswesten versorgen. Jede Berührung hätte das Boot zum Kentern bringen können“, erzählt Selene Grube, Ärztin an Bord der Nadir, über den Zustand des Bootes. „Wir konnten lediglich ein paar Westen für die Kinder auf das Boot werfen. Die Menschen in dieser Situation zu uns an Bord zu nehmen, war unausweichlich, um eine Katastrophe zu vermeiden.“
Die Menschen waren am Sonntagabend von Tunesien aus gestartet. Neben den 29 Männern befanden sich außerdem drei Frauen und vier Kinder unter den Geflüchteten. “Die Erleichterung der Menschen war riesig, doch die Erschöpfung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Nacht auf dem Wasser hat ihre Spuren hinterlassen. Den meisten fielen sofort die Augen zu”, so bo* Osdrowski, Kommunikationskoordinatorin an Bord der Nadir.
Es war der siebte Einsatz der Crew innerhalb von wenigen Tagen. Über das Wochenende unterstützte die Crew der Nadir bereits etwa 215 Menschen in Seenot, verteilt auf sechs Booten. Aktuell besuchen EU-Abgeordnete des Ausschusses für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) Lampedusa, um sich einen Überblick über die aktuelle Lage zu verschaffen. Auch die Crew der Nadir wird ihnen vor Ort berichten. Parallel steigt die Zahl der Ankünfte in Lampedusa wieder stark – allein in den letzten 24 Stunden erreichten über 1100 Geflüchtete die Insel.
Über RESQSHIP:
Resqship e. V. fährt seit 2019 Beobachtungsmissionen im zentralen Mittelmeer, um auf die prekäre Situation von Menschen auf der Flucht aufmerksam zu machen und Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren. Im Ernstfall leisten die Crews unterstützende Maßnahmen zur Seenotrettung und kommen damit ihrer maritimen Pflicht zu helfen nach.
Weitere Informationen zu RESQSHIP: https://resqship.org/
Pressekontakt: Paula Gaess
E-Mail: presse@resqship.org, Tel.: 0176 43329804