Nach 15 Tagen kehrte das Segelschiff Nadir mit Kapitän Ingo Werth am 9.5.2022 von seinem zweiten Einsatz im zentralen Mittelmeer zurück.
Die Crew bestand aus sieben Personen und war durch insgesamt fast 50 Einsatzteilnahmen der Crewmitglieder außerordentlich qualifiziert. Aufgebrochen am Montagabend gab es noch einen Tag Ruhe an Bord, bevor ein langanhaltendes Starkwindwetter sowohl die Abfahrten von Flüchtlingsbooten als auch das dauerhafte Verbleiben der Nadir im Einsatzgebiet unmöglich machte. Östliche Winde bis 9 Beaufort und Wellen bis zu 4m setzten der Crew zu. Ein aufkommender Sturm aus der Sahara brachte zusätzlich schlechte Sicht, viel Sand zwischen den Zähnen und endlos viel Dreck an Bord.
Zum Glück legen unter solchen Umständen kaum Boote von der libyschen Küste ab, dennoch konnte die Besatzung der Nadir zwei lebensgefährliche Situationen dokumentieren, bei denen insgesamt 85 Menschen von zwei Hilfsschiffen aufgenommen werden konnten. Die Nadir suchte zeitweise Schutz im Hafen der Insel Lampedusa, deren Einwohner sowie Politikerinnen und Politiker im Laufe der Jahre schon so unendlich viel Engagement für Geflüchtete gezeigt haben.
Das Tor zu Europa auf einem Felsen im Süden der Insel ist ein eindrucksvolles Zeichen der Solidarität mit den Geflüchteten und den Verstorbenen. Der Empfang durch die Behörden war ausgesprochen freundlich und zuvorkommend.
Auf Malta erfolgt nun der Crewwechsel, einige obligatorische Arbeiten müssen erledigt werden, bevor das Schiff der neuen Crew übergeben wird und Anfang der Woche wieder auslaufen kann. Der Bedarf an Hilfe ist immens groß, schon in den letzten zwei Tagen, nachdem sich das Wetter beruhigt hatte, waren viele Rettungsaktionen für seeuntaugliche Flüchtlingsboote erforderlich.
Ich selbst gehe wieder am 11.6.2022 für drei Wochen an Bord.
Beste Grüße aus Malta
Ingo Werth
Captain