XR Bergedorf – wie es im Corona-Sommer weiterging
(Die Folge 1 lest ihr hier)
Freitag 21.08. nachmittags, Rollschuhbahn Schlosspark Bergedorf
Der nächste Schauer – unser 80 qm großes „Schwimmbanner“ für den „EOD“ (Earth Overshoot Day) trieft. Wir brauchen es aber trocken, damit wir die letzte von drei Luftkammern mit Gaffaband aufkleben und die Sache mit dem Akku-Laubbläser testen können. Eine Gruppe von uns hat tagelang geplant, geschraubt, getackert, gemalt und interessante Gespräche mit Spaziergängern und Rollschuhkids geführt. Nun sind wir fast fertig, wird aber auch Zeit …
Samstag 22.08. 12:10 Uhr, Binnenalster, zwischen Fontäne und Jungfernstieg
Die voll dekadente „XR-EOD-Party“ auf dem Jungfernstieg läuft. Motto: „Wir haben es geschafft!“. Die weltweit nachhaltig verfügbaren Ressourcen sind für dieses Jahr verbraucht, wegen Corona leider erst 3 Wochen später als sonst, aber immerhin. Wir schaffen es noch, 1½ Erden zu verfeuern! In Deutschland waren wir ja schon im Mai so weit. Da liegen wir nach wie vor in der Weltspitze – cool! Am Ufer sammelt sich grüne Farbe: Jemand hat offenbar versucht, die Binnenalster grün einzufärben, dann ist das Zeug bei starkem Wind abgetrieben … Ein Team mit 4 Tretbooten und 1 Kajak kämpft mit dem Bergedorfer Schwimmbanner. Es ist halb entrollt, da greift eine Bö unter die Plane und die Unterseite kippt nach oben. So geht es weiter. Die Konstruktion ist gut, nur leider extrem windanfällig. Nach etwa 30 Minuten geben wir auf, eskortiert von Booten der Wasserschutzpolizei, die noch auf dem Wasser unsere Personalien aufnimmt. Wieder an Land: ein bisschen Erschöpfung, ein bisschen Frust über unseren Flop, aber auch Freude über die Aktion und gute Zusammenarbeit – später sehen wir dann schöne Bilder über unsere Slapstick-Einlage, aufgenommen von unserer Drohnenkamera. Am Jungfernstieg endet die gelungene Performance mit einer „Kesselung“ durch etwa 100 Polizisten sowie der Feststellung der Personalien. Es gibt Berichte auf NDR 90,3, Mopo, Abendblatt … XR Berlin schafft es in die Tagesschau.
Hier unser Video der Aktion, gefilmt und geschnitten von Peet aus Bergedorf:
Chronologischer Rückblick
Samstag 16.05., Gänsemarkt
Ausgelassene Party der Dax-Konzerne anlässlich der Segnungen des Corona-Rettungsschirms. Alarm, Zusammenbruch, Die-in mit den Bergedorfer Red Rebels, Forderung nach radikalem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, Einführung von Bürger*innen-Versammlungen. Eine Performance Hamburger XR-Rebell*innen in Hörweite zu den Corona-Verschwörungstheoretiker*innen auf dem Rathausmarkt.
Montag 15.06., Lokstedt
Blockade der Zufahrt zum NDR durch XR-Norddeutschland. Motto: „Sagt die Wahrheit!“, „Klima vor acht statt Börse vor acht!“, Forderung nach Gesprächen mit der Leitungsebene des NDR über die Ausrichtung der Berichterstattung zur „Klimakrise“ bzw. zum „Klimanotstand“. Diese Gespräche haben inzwischen stattgefunden. Video von Peet:
Dienstag 16.06., Köhlbrandbrücke
5-stündige Blockade der Brücke als Symbol ungehemmter Wachstumspolitik, weitgehender Stillstand des Verkehrs im Hamburger Hafen, Forderungen an den Hamburger Senat: CO-2-Neutralität bis 2025, Bürger*innen-Versammlungen über den Weg dahin. Breites Medienecho in Deutschland. Eine Meisterleistung in Organisation und Logistik von XR-Norddeutschland. Über 20 Rebell*innen aus Bergedorf sind mit unterschiedlichsten Jobs beteiligt. Video auf you tube (13:36), gedreht und geschnitten von Peet aus Bergedorf, heiße Empfehlung:
Freitag 14.08., Lüneburg
Beteiligung am „Swarming“ – Lahmlegen des Innenstadtverkehrs
Samstag 15.08., Norderstedt
Beteiligung am „Swarming“ – Verkehrsblockade
Montag 17.08., Lübeck
Teilnahme an der zeitweiligen Besetzung der Start- und Landebahn des Regionalflughafens anlässlich der Wiedereröffnung. Motto: „Inlandsflüge nur für Insekten!“
Ausblick
u.a. Vorbereitung auf bundesweite „XR-Wave“ in Berlin ab 05.10.
XR ist eine radikale, konsequent gewaltfreie Bewegung, die zivilen Ungehorsam praktiziert. Sie versteht sich nicht explizit als „links“ oder „antikapitalistisch“, sympathisiert, kooperiert und freut sich jedoch über befreundete Bewegungen. Sie wünscht den „Fridays“ viel Erfolg beim nächsten „Klimastreik“ ebenso wie „Ende Gelände“ bei der geplanten Herbst-Kampagne zum Braunkohletagebau oder dem BUND für die demnächst geplante „Familienradtour“ zum Kohlekraftwerk Moorburg…
Unsere Stimmungen schwanken zwischen Hoffnung, Zuversicht und Verzweiflung. Kipp-Punkte sind zwar u.a. in Grönland (Schmelzen des Inlandeises) oder Sibirien (Freisetzung von Methan infolge des Auftauens der Permafrostböden) erreicht oder überschritten. Aber den Kipp-Punkt in unserer Gesellschaft haben wir (noch) nicht erreicht: Radikale Abkehr von der Verbrennung fossiler Brennstoffe, Systemwechsel zum Postwachstum, getragen von der Vision eines Lebens und Wirtschaftens im Einklang mit den Ressourcen unseres Planeten.
Weiter so war gestern. Wer wenn nicht jetzt. System Change statt Climate Change.
Treffen im Plenum
Jeden Dienstag, 19.00 Uhr, Cafe Chrysander, Schlosspark Bergedorf. Wir treffen uns draußen, so lange die Witterung es zulässt. Ab Herbst brauchen wir neue Lösungen. Zurück zu Videokonferenzen wollen wir ungern.
Du bist herzlich willkommen – nicht nur als „24-7-Aktivist*in“, sondern einfach mal zum Vorbeischauen.
In love and rage,
Holger
hol.neu@t-online.de
mobil 0178 157 68 95
