Alfred Dreckmann ist am Freitag, den 12. Juni gestorben. Wir sind sehr traurig.
Mit Alfreds Tod verlieren wir einen großen Kämpfer für eine sozialistische Gesellschaft, in der es menschlich und solidarisch zugehen sollte. Für dieses Ziel hat er sich zeitlebens eingesetzt und sein gesamtes Handeln ausgerichtet. Wo immer Alfred sich engagierte war er mit voller Kraft und Überzeugung dabei. Halbe Sachen gab es bei ihm nicht. Wenn er etwas anpackte, war er der Motor. Alfred konnte begeistern und mitreißen, er war bestimmend und streitbar, aber nie unfair und nachtragend. Den Einsatz für eine bessere Welt führte er nicht verbissen, sondern immer mit Humor und der Freude am Leben. Mit Alfred konnte man herzlich lachen und Spaß haben – das gehörte für ihn zum politischen Kampf dazu.
Als Jugendlicher engagierte Alfred sich bei den Pfadfindern, als Student und junger Lehrer gründete er die Bergedorfer APO und verschreckte das Bergedorfer Etablissement von Körber bis zur SPD. Bei vielen dieser Etablierten war er als Radikaler verschrien, der nur auf Ärger aus war.
Später sorgte er als Lehrer in Billstedt dafür, dass auch Schülerinnen und Schüler aus armen Verhältnissen eine Chance bekamen. Viele von ihnen waren ihm dankbar für das, was er ihnen beigebracht hatte und hielten lebenslang Kontakt zu ihm.
Geschichte war seine Leidenschaft. Es war die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Arbeiterbewegung, des Faschismus und des Widerstandes gegen den Faschismus, die bei ihm den größten Raum einnahm. Nie verstand er die Beschäftigung mit Geschichte nur als Hinwendung zur Vergangenheit. Geschichte sollte ihren Nutzen in der praktischen Anwendung beim Kampf für eine sozialistische Gesellschaft finden.
Es war ein großes Glück für ihn und das Museum für Bergedorf und die Vierlande, als er die Leitung des Bergedorfer Museums übernahm. Alfred weckte das Museum aus dem Dornröschenschlaf und schaffte es, das Bergedorfer Schloss zum historischen und kulturellen Zentrum zu entwickeln. Ausstellungen zur Bergedorfer Industriegeschichte, zu Gaststätten, zu den 50er Jahren, zum Sachsentor und viele mehr ließen ihn zur Institution für Bergedorfer Geschichte werden. Plötzlich hofierten ihn die Bergedorfer Honoratioren aus allen Parteien und nannten ihn respektvoll „Schlossherr“. Das gefiel Alfred und er genoss es – seine Prinzipien hat er dabei nie verraten.
Mit Alfreds Tod ist ein großer Bergedorfer von uns gegangen, dem wir viel zu verdanken haben. Wir werden unser Engagement in seinem Sinne fortsetzen.