Mahnwache am 12. Dezember ab 11 Uhr im Sachsentor

[UPDATE 14.12.20]
Fluchtpunkt Bergedorf und #unteilbar Bergedorf rufen auf zur Teilnahme an einer Mahnwache gegen das Elend der Flüchtlinge und Geflüchteten.

Die griechischen Elendslager

Mit dem Lager Moria 2 auf der Insel Lesbos gab es nicht die versprochenen Verbesserungen für die Geflüchteten, sondern nur die verschärfte Abschottung des Lagers von der Öffentlichkeit. Auf die 7000 Menschen in Moria 2 kommt ein harter Winter unter dem Corona-Lockdown zu. (mehr)

Die tödlichen Fluchtrouten

Aktuell ist die tödlichste Fluchtroute die Überfahrt aus Westafrika und Marokko über den Atlantik zu den Kanarischen Inseln. Zwischen 2500 und 3000 Menschen sollen allein in diesem Jahr schon ertrunken sein. Sind die Kanarischen Inseln ein neuer Ort, für den sich Europa schämen muss? (mehr)

Die unwürdige Massenunterkunft in Hamburg

Die Zentrale Erstaufnahme Rahlstedt (ZEA) ist die hamburgische Variante eines AnkER-Zentrums (Ankunft, Entscheidung, Rückführung). Es steht für das beschleunigte selektive Ausschließen von geflüchteten Menschen, die Perfektionierung von Isolation, die Möglichkeit unbemerkt und unsichtbar abzuschieben! Die Massenunterkunft in einer abgelegene Gewerbehalle in Rahlstedt ist nicht nur menschenunwürdig, sondern geradezu ein Corona-Hotspot mit Ansage. (mehr)

Solidarität ist in Corona-Zeiten in aller Munde. Sie wird aber offenkundig nicht allen Menschen zuteil.

Kommt zur Mahnwache, mit oder ohne selbstgemalte Plakate! Die Menschen von Fluchtpunkt und Unteilbar werden Postkarten mit einem weihnachtlichen Motiv verteilen, eine Info-Wand aufstellen und Briefe von Geflüchteten vorlesen, die von ihrer Situation auf Lesbos berichten.


Die tödlichste Fluchtroute…

…ist die Überfahrt aus Westafrika über den Atlantik zu den Kanarischen Inseln. Seit Jahresbeginn waren es 18.000 Menschen, davon allein im Oktober über 9.000, die versuchten, auf diesem lebensgefährlichen Weg nach Europa zu kommen.

Der Grund dafür: Die anderen Wege nach Europa sind versperrt.

„Barcelona oder tot“ sagen sie im Senegal

Noch ehe sie das Meer erreichen, werden auf dem Weg dorthin jedes Jahr tausende Migranten misshandelt oder gar getötet. Jeder vierte stirbt bei der Durchquerung der Westsahara. Dies geschieht von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, so das UN-Flüchtlingshilfswerk.
Bisher sollen in diesem Jahr nach offiziellen Zahlen auf der Überfahrt zu den Kanaren über 500 Menschen ertrunken sein, in Wirklichkeit sind es wohl eher 2500 bis 3000 Menschen.

Sind die Kanarischen Inseln ein neuer Ort, für den sich Europa schämen muss?

Ist dies ein weiterer Ankunftsort, an dem der Asylanspruch der Geflüchteten nicht eingelöst wird? Teilweise müssen die Geflüchteten auf dem Pier im Hafen von Arguineguin auf Gran Canaria tagelang ausharren. Zuweilen waren es bis zu 2.000 Schutzsuchende, die tagelang wie Vieh zusammengepfercht unter freien Himmel ausharren mussten. Nach heftigen Protesten der Inselbevölkerung gegen den “Hafen der Schande“ sollen jetzt bis Ende des Jahres 7.000 provisorische Notunterkünfte auf den Kanarischen Inseln geschaffen werden. Bei dem Ort El Rosario auf Teneriffa soll ein riesiges Zeltcamp für 1.500 Geflüchtete entstehen.

Die spanische Regierung verkündet, es werde keine Überführung der gestrandeten Geflüchteten auf das Festland geben.

Dass der Asylanspruch rechtmäßig und innerhalb zumutbarer Fristen geprüft wird, ist unter diesen Bedingungen unwahrscheinlich.

Vieles deutet darauf hin, dass den Geflüchteten von der Polizei systematisch Ausweisungsbefehle in die Hand gedrückt werden und dass die Polizei verlangt, diese Papiere unverzüglich zu unterschreiben.

Diese unterschriebenen Ausweisungsbefehle sind die Fahrkarten für die sofortigen Abschiebungen. Oft werden die Geflüchteten nach Marokko abgeschoben. Hier werden sie nicht selten in der Westsahara ausgesetzt, was für viele ein Todesurteil ist.

Die Westsahara war bis 1975 eine spanische Kolonie (Spanisch-Sahara) und wurde dann von Marokko annektiert, gegen den Widerstand von Frente Polisario, eine Organisation der dort lebenden Menschen. Die Westsahara ist seitdem von Marokko und Mauretanien besetzt.

Die Flüchtlingssituation auf den Kanaren spitzt sich zu, die Inselbehörden sind zunehmend überfordert. Die Aussage des spanischen Innenministers Marlaska, die Kanarischen Inseln würden kein „neues Lesbos“, zerschellt an der Wirklichkeit auf den Inseln!

Rudi


Moria: Wie die EU ihre Versprechen bricht

»No more Morias« hatte die Europäische Union als Resultat auf den Brand im Elendslager versprochen.

Schon jetzt lässt sich sagen: Sie hat dieses Versprechen einmal mehr nicht gehalten – und menschenwürdige Alternativen zum Lager Moria 2 werden auf Lesbos sogar dicht gemacht.

In Person von EU-Kommissarin Ylva Johansson wurde im September verkündet, in der Europäischen Union solle es keine Elendslager wie Moria mehr geben. Wohlklingende Worte, die von der Realität leider allzu schnell überholt wurden.

Über 7.000 Menschen in Moria 2 und Stacheldraht, Zelte und Elend – das ist die Realität im neuen Lager.
Die medizinische Versorgung ist ebenso wie die Versorgung mit Lebensmitteln mangelhaft.
Bei Regenfällen werden regelmäßig viele Zelte auf dem schlammigen Boden überschwemmt. Auf Beschwerden reagiert die Lagerleitung trotzig: Die Geflüchteten sollen doch Gräben ausheben.

Sanitäre Anlagen sind Mangelware, noch immer gibt es beispielsweise keine vernünftigen Duschen. »Manchmal können wir tagelang nicht duschen. Dann gehen wir ins Meer und baden dort, aber das Wasser ist sehr kalt«, berichtet Naser, Folteropfer aus Syrien.

Auf die über 7.000 Menschen kommt ein harter Winter im Corona-Lockdown zu, denn in Griechenland gilt seit kurzem erneut eine strikte Ausgangssperre.

Fehlen wird den Geflüchteten dabei auch die selbstgeschaffene Infrastruktur, die es trotz des Elends im alten Moria gab: Kleine Läden, behelfsmäßige Bäckereien, Friseureinrichtungen und vieles mehr hatten die Geflüchteten sich dort nach und nach erbaut. Im neuen Lager ist ihnen sogar das Kochen untersagt, die Menschen sind voll auf das wenige angewiesen, was die Behörden zur Verfügung stellen.
Aber zumindest eine Sache ist im neuen Moria besser organisiert: Das Lager wird pedantisch von einem großen Aufgebot an Sicherheitskräften überwacht. Ein Sinnbild für die Prioritäten der EU.

Regine


ZEA Rahlstedt

ZEA in Rahlstedt
ZEA in Rahlstedt

Die im sogenannten Ankunftszentrum in Rahlstedt untergebrachten geflüchteten Menschen finden nach den Entbehrungen der Flucht auch hier besonders schlechte Lebensbedingungen vor. Hier wird die Ausgrenzung und Entrechtung der schutzsuchenden Menschen durch weitgehende Isolation, unwürdige Unterbringung in einer Gewerbehalle und mangelhafte Rechtsberatung auf die Spitze getrieben. Das Ankunftszentrum in Rahlstedt weist deutliche Merkmale von einem AnKER-Zentrum auf. Anhörungen und weitere Verfahrensschritte werden hier aufgrund der neuen Asylrechtsverschärfungen in immer kürzeren Zeiträumen abgehandelt und die Menschen müssen ohne jegliche Vorbereitung und Beratung für ihre Rechte einstehen.

Bargkoppelstieg
Bargkoppelstieg

Das sogenannte “Ankunftszentrum” steht für das beschleunigte selektive Ausschließen von geflüchteten Menschen, die Perfektionierung von Isolation, die Möglichkeit unbemerkt und unsichtbar abzuschieben!

Das “Ankunftszentrum” Rahlstedt ist die institutionelle Umsetzung der rassistischen Politik, die geflüchtete Menschen nach Fluchtgründen und Herkunftsländern in Kategorien einteilt und darauf basierend über ihr Schicksal entscheidet. Innerhalb von fünf Tagen soll vor Ort über die Asylanträge der Hamburg zugewiesenen Menschen entschieden werden. Dies versperrt vor allem geflüchteten Menschen mit “geringen Bleibeperspektiven” Zugang zu rechtlicher Beratung und den Anschluss an unterstützende Netzwerke.

Update 14.12.20

An der Mahnwache beteiligten sich ca. 30 Menschen.