Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie – und deren medialer Dauer-Dominanz – hatte die Fridays for Future-Bewegung am 25.9. wieder zum globalen Klimastreik aufgerufen, um die größte Krise der Menschheitsgeschichte zurück in den Fokus zu rücken. Weltweit wurde an über 3000 Orten gestreikt, in Deutschland an über 460. In Bergdorf fanden sich auf dem Bahnhofsvorplatz ca. 30 Engagierte ein, um gemeinsam per Rad die Demo in der City anzusteuern. Obwohl die gemeinsame Tour – gemäß den Regeln einer Critical Mass – nicht angemeldet war, unterstützte die Polizei uns unaufgefordert und kooperativ auf unserer Fahrt über die B5 bis Boberg mit Begleitfahrzeugen. Die weitere Fahrt führte über die Veloroute und dann auf die Horner/Hammer Landstraße, wo wir als Gruppe spontan eine Autospur in eine Radspur umwidmeten, was ein angenehmes Fahren ermöglichte und wegweisend für die Mobilitätswende in unserer ‘Fahrradstadt’ sein dürfte.
Nachdem tags zuvor die Sozialbehörde spontan die Demonstration mit einer Beschränkung auf 2.000 Teilnehmer kleinhalten wollte, fanden nach erfolgreichem Gerichtsbeschluss wie geplant drei Demozüge mit insgesamt 16.000 Teilnehmer:innen unter erschwerten Corona-Bedingungen auf der WIlly-Brandt-Straße zusammen. Auf der dortigen Bühne stellte u.a. Prof. Claudia Kemfert klar: „Wir sind die letzte Generation, die den Klimawandel aufhalten kann.“
Später gab es auf dem Rathausmarkt im Rahmen der Klimawoche noch eine Diskussion mit Oberbürgermeister Peter Tschentscher, der Transformationsforscherin Maja Göpel und erneut der Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert. Während Tschentscher mit viel Eigenlob und Unverbindlichkeit die mäßigen Bemühungen des Senats darstellte, machten Göpel und Kemfert deutlich, daß die Transformation in eine zukunftsfähige Gesellschaft wesentlich radikalere Veränderungen erfordert. Kemfert forderte eine grundlegende Änderung der Verkehrspolitik mit schnellem Umbau zu einer autoarmen, von Fahrrad und ÖPNV getragenen Infrastruktur sowie die Dezentralisierung der Energieversorgung, und explizit den Stopp der geplanten Flüssiggas-Terminals. Göpel betonte die Notwendigkeit, mit neuen Ansätzen von Politik alle Bürgerinnen und Bürger Hamburgs in die Veränderungsprozesse einzubeziehen, und bürgerliches Engagement anzuerkennen und zu fördern. Göpel und Kemfert sehen die Stadt in der Pflicht, der Wirtschaft mit einer klaren Ordnungspolitik den Weg in die Nachhaltigkeit zu weisen und so Arbeitsplätze in zukunftsfähigen Branchen zu schaffen und zu sichern.