Wie kam OMAS GEGEN RECHTS nach Bergedorf?

Gesehen habe ich die Plakate von OMAS GEGEN RECHTS (OGR) zum ersten Mal beim Ostermarsch 2018 in Hamburg St. Georg. Viele der OGR in Hamburg haben noch die Nazizeit, den 2. Weltkrieg und die lähmende Nachkriegszeit der 50er Jahre bewusst erlebt.

Geht das jetzt schon wieder los!?
Diese Zeit soll sich nicht wiederholen!!!
Nicht schweigen, reden!
Wiederholungen bewusst machen und anprangern.

Die lautstarke Demonstration gegen das „Petzportal“ der AFD an Hamburger Schulen war meine erste Aktion mit den OGR Hamburg. Gemeinsam mit der Schülervertretung der Hamburg Schulen, der GEW und anderen sind wir laut vom Curio-Haus über Dammtor, Gänsemarkt bis zur AFD-Geschäftsstelle gelaufen. Mein Anstecker und das Plakat, tragbar an einem Stock, sind seit diesem Tag meine „Ausrüstung“.
Ein empörter Brief von mir an den Schulsenator Rabe im Namen der OGR Hamburg folgte.
Ich frage mich, wie viele heimliche Liebhaber der Nazizeit und AFD-Anhänger arbeiten in den Hamburger Schulen und unterstützen die Hetze gegen linke Demokraten und Antifaschisten? Und ist das neu?
Auf den Anstecker werde ich oft positiv in Bergedorf angesprochen, es gab allerdings auch schon mal Pöbeleien und Unverständnis (vornehmlich von alten Männern). Einige stört das Wort Oma. Nun, Omas schweigen eben in der Regel und plötzlich sind sie unter dieser Bezeichnung laut und mischen sich ein. Das ist ungewöhnlich, aber gewollt.
Die OGR Hamburg treffen sich einmal im Monat nicht weit vom U-Bahnhof Schlump. Leider konnte ich keine Bergedorfer Bewunderer des Ansteckers gewinnen, zu den Treffen mit zu kommen. Menschen aus Bergedorf fahren in die Stadt, wenn sie die Bergedorfer Innenstadt meinen und nach Hamburg, wenn andere von „in die Stadt fahren“ sprechen. Gefühlsmäßig ist Hamburg weit weg.
Es ist vermutlich historisch bedingt: Bergedorf ist wie Harburg erst spät (1937? ausgerechnet zur Zeit der Naziherrschaft) als Hamburger Stadtteil eingemeindet worden.
Die Fahrt zum monatlichen Treffpunkt mit Fahrrad und U/S-Bahn habe ich 2018 und zu Anfang 2019 noch mehrere Male geschafft. Verkehrsumleitungen verlängerten die Reisezeit so, dass ich die Treffen aufgab. Wie die meisten Omas und Opas habe ich Enkel und noch andere Interessen, ehrenamtlich Verabredungen u.a., die Zeit brauchen.
Trotzdem, die heutige politische Entwicklung macht das Aufstehen gegen Rechts notwendig, es muss etwas passieren.

Die noch junge Initiative wächst!

Inzwischen gibt es OGR – Gruppen in Harburg, in Stade und im Norden, aber noch keine im Osten von Hamburg.
Bei den zu Beginn engen und unruhigen Treffen am Schlump konnten wir als Bergedorfer, oder aus dem Hamburger Osten kommend, nicht zueinander finden. Wir haben uns erst später bei der Demo gegen die AFD – Parteisitzung im Reinbeker Schloss getroffen. Dieses Treffen führte zu konkreten Überlegungen, auch im Hamburger Osten eine Gruppe zu gründen. Während einer Demonstration gegen die Wahlkampf – Propaganda der AFD am 8.2. 2020 auf dem Lohbrügger Wochenmarkt sammelten wir Unterschriften für die Gründung einer OGR – Gruppe im Hamburger Osten (Sachsenwald/ Glinde/ Reinbek / Bergedorf). Über 30 Unterschriften sollten die Basis für eine Gründungsveranstaltung am Mittwoch den 25.3.2020 im Hafenraum Serrahn 1 sein. Dann kam der Shutdown, wir mussten unsere geplante Gründungsveranstaltung wegen der Pandemie bis auf weiteres verschieben.
Die Bergedorfer Initiatorinnen sind jedoch entschlossen die Gründungsversammlung im Serrahn 1 sobald wie möglich nachzuholen.

Aktivitäten von OGR HH

Die OGR HH sind vor und auch zu „Corona-Zeiten“ in ganz Hamburg aktiv, z.B. für die Aufnahme von Flüchtlingen. Bei #LeaveNoOneBehind (Seebrücke) trafen wir uns mit anderen Initiativen auf dem Rathausmarkt und demonstrierten bis zur griechischen Botschaft für eine Auflösung der engen Camps auf den griechischen Inseln und Aufnahme der Menschen in europäischen Ländern. Nach dem Shutdown haben mehrere Mahnwachen zur Flüchtlingskrise und der europäischen Unentschlossenheit stattgefunden, z.T. mit unangenehmen und ungerechten Einmischungen seitens der Polizei. Mehrere Mahnwachen fanden auch in Lohbrügge mit „Unteilbar“ und anderen Initiativen statt.
Wir unterstützen die Öffnung und Veröffentlichung der NS-Hinrichtungsstätte im Stadthaus und zuletzt die Petition für einen Feiertag am 8. Mai von Esther Bejeramo. Am 1. Mai haben sich viele OGR Aktive in Harburg, in der Innenstadt und auch in Bergedorf an Mahnwachen mit Pandemie-Regeln beteiligt.

Verabredungen und Informationen finden zur Zeit im Internet statt. Auch das muss erst einmal geordnet werden, weil das Mitteilungsbedürfnis einerseits, aber auch die Furcht, die Distanz zum Internet andererseits zuweilen groß ist.
Die Ideen sprudeln. Wir sind voller Hoffnung, dass wir es schaffen, die erstarkenden rassistischen und menschenfeindlichen Strömungen in unserer Stadt zu stoppen oder zumindest einzudämmen

Selbstverständnis

OMAS GEGEN RECHTS
– eine Generation und eine Haltung –
Wir sehen was geschieht und schauen nicht weg.
Wir reden mit!

OMAS GEGEN RECHTS HAMBURG
ist eine zivilgesellschaftliche, unparteiliche Initiative, sie wurde in Deutschland bundesweit im Januar 2018 gegründet, inspiriert von den österreichischen OMAS GEGEN RECHTS.

OMAS GEGEN RECHTS stehen ein für

  • eine demokratische, rechtsstaatlich organisierte, freie Gesellschaft,
  • den Respekt und die Achtung gegenüber anderen Mitbürgerinnen und
    Mitbürgern – unabhängig von Religion und Herkunft,
  • die Rechte vor Krieg und Not geflüchteten Menschen,
  • Weiterentwicklung sozialer Standards, die bereits von Eltern und
    Großeltern erkämpft wurden.

OMAS GEGEN RECHTS wollen Missstände mit geeigneten Methoden öffentlich machen und politischen Widerstand gegen jede Form von Ausgrenzung und Rassismus organisieren.
Bei unseren Aktionen sind Freundinnen und Freunde aus allen Generationen willkommen.