Cruise Days Hamburg: eine Branche feiert sich selbst – und zerstört Leben!

Alle Hamburger waren begeistert von der Parade der “Traumschiffe” im Hamburger Hafen, vom Volksfest für den Kreuzfahrt-Tourismus. Luxus-Kabinen neben Großfeuerwerk neben Mega-Party und Fressmeile. 

Alle Hamburger? Oder vielleicht doch nicht alle? Gibt es Menschen, die genauer hinschauen? Menschen, die andere Werte vertreten und leben, als simplen Hedonismus (Lust- u. genussorientierte Lebensführung)? Ja, die gibt es! Und sie haben einen Nadelstich im dicken Fell des digitalen Turbokapitalismus hinterlassen! Am 14.9., dem letzten Cruise Days-Tag, enterte eine Gruppe unerschrockener Klima-Aktivist*Innen von Extinction Rebellion die Plaza der Elbphilharmonie. Die Aktivist*Innen schafften es, an der Westseite ein riesiges Banner mit der Aufschrift KREUZFAHRT TÖTET anzubringen, das dort 35 Minuten gut sichtbar für alle hing. 

Die Aktivist*Innen hatten sich gut vorbereitet und das Banner “incognito” an allen Sicherheitsschranken vorbei auf die Plaza geschafft. Dort wurde es mit Hilfe der Gruppe und einer ausgeklügelten Hängekonstruktion befestigt. Der Sicherheitsdienst brauchte lange, um zu begreifen, was passiert war und bei der anschließenden Diskussion mit Security und der Leitung der Elbphilharmonie verging nochmal viel Zeit. Bis die Polizei eintraf und souverän feststellte, dass mit Rückbau des Banners und Verlassen des Gebäudes die Sache ordnungs- und strafrechtlich erledigt wäre. Der Banner-Drop profitierte auch davon, dass Extinction Rebellion Hamburg gleichzeitig auf der Hafenpromenade eine angemeldete Demo mit einer sog. „Gaia-Puppe“ (große bewegliche Puppe, die “Mutter Erde” darstellt) durchführte. Dadurch herrschte bei den Verantwortlichen lange Unklarheit, wie mit dem Banner umzugehen wäre.

Letztlich ging das Konzept des “zivilen Ungehorsams” (Protestform, die – maßvoll – Gesetze bricht, um gewaltfrei und friedlich auf politische Missstände hinzuweisen) auf! In mehreren Medien (u. a. NDR, RTL-TV, viele Zeitungen) wurde wohlwollend über den Protest berichtet. Immer mehr Menschen haben von den “schwimmenden Dreckschleudern“ gehört: Kreuzfahrten sind ungeheuer schädlich für die Umwelt, da sie große Mengen an Treibhausgasen, Feinstaub, Stickoxiden und Schwefeloxiden ausstoßen, was zu Gesundheitsproblemen vor allem in den Hafenstädten führt. Bzgl. Klima ist die Bilanz besonders katastrophal: eine durchschnittliche Kreuzfahrt verursacht pro Person und Kilometer ca. 430 g CO2eq (Maßeinheit für Treibhausgas), während bei einer Flugreise etwa 210 g pro Person und Kilometer entstehen! Man könnte auch sagen, der Luxus weniger zerstört die Gesundheit und Lebensgrundlagen vieler.

Crui­se Days Ham­burg: Wenn die Stadt die Kli­ma­kri­se feiert

Jan Frehse, 21.09.2025