Critical Mass Bergedorf

Fahrräder gehören auf die Fahrbahn – allerspätestens dann, wenn 16 oder mehr in einer Gruppe fahren. Diese Regel der StVO ist die Grundlage einer Critical Mass, jener meist monatlich stattfindenden, weltweit verbreiteten Aktionsform, die sich für grundlegende Verbesserungen der Radinfrastruktur einsetzt. In Hamburg gibt es die Critical Mass seit ca. 20 Jahren, und mit bis zu 6.000 Teilnehmer:innen ist sie eine der größten ihrer Art – jeden letzten Freitag im Monat.

Traditionell partizipiert Bergedorf von verkehrspolitischen Entwicklung in Hamburg arg verzögert, von Fahrradstadt ist hier nichts zu merken, die Stelle der Fahrradbeauftragten wird vom Bezirk fest unter Verschluss gehalten, und als der Verkehrswende-Senator vor einigen Wochen zu Besuch war, interessierte auch er sich in erster Linie dafür, wie man schnellstmöglich aus Bergedorf wieder rauskommt – nämlich auf der Veloroute nach Geesthacht.

Verkehrswende ist also wie so vieles Handarbeit, und so verabredete sich ein Haufen engagierter Bergedorferinnen und Bergedorfer, die Aktionsform Critical Mass auch in unserem Stadtteil zu etablieren. Erste Versuche hatte es bereits vor einigen Jahren gegeben, die waren aber mangels Masse wieder aufgegeben worden.

Am Freitag, dem 2. Oktober um 19 Uhr trafen sich ca. 35 Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz für die erste gemeinsame Tour. Die bunte Truppe – mit Helm oder Lastenrad, Soundbike oder Stadtrad, ohne Altersgrenzen nach unten oder oben – erkundete in der Abenddämmerung den Bezirk, von den Autofahrern meist akzeptiert und nur selten angehupt, von einigen Passanten verdutzt gefilmt.
Beim Abbiegen und roten Ampeln wurde der Gegenverkehr professionell “gekorkt”, auf die Langsameren wurde Rücksicht genommen. 20,09 km in 1,5 Stunden standen zum Schluss auf dem Tacho, und man war sich einig, daß die Critical Mass Bergedorf eine feste Einrichtung werden soll – jeden ersten Freitag im Monat um 19 Uhr auf dem Bahnhofs/CCB-Vorplatz. Der nächste Termin ist also der 6. November. Vielleicht fährt der Verkehrssenator ja auch mit.

Übrigens: was in Deutschland als Critical Mass bezeichnet wird, ist in Städten wie Kopenhagen der ganz normale Verkehr.