Über 100 Menschen versammelten sich am 4.Juli 2020 im Sachsentor vor dem Kaufhaus Karstadt, um gegen die geplante Schließung zu protestieren.
Hier geht es nicht nur um den Verlust von über 70 mehrheitlich Frauen-Arbeitsplätzen. Nein, hier wird im Kleinen auch die Frage gestellt: Wie sieht die Zukunft von Stadt aus? Was bedeutet die „Amazonisierung“ unserer Gesellschaft?
Das Sachsentor ist nicht nur eine Einkaufsmeile, sondern bietet auch die Möglichkeit, sich direkt sozial und politisch im öffentlichen Raum auszutauschen. Hier stehen Infotische, werden Flyer verteilt, Straßentheater gespielt, Mahnwachen veranstaltet oder einfach nur gefeiert.
Wie wird der politische und soziale Austausch, der Stadt bislang ausmacht, in der Zukunft aussehen? Die Verödung der Innenstadt geht einher mit der fortschreitenden Privatisierung von Stadtraum. Das Bergedorfer Stadtzentrum liegt in den Händen von Managern, die vom Straßenbelag bis zum Sicherheitsdienst alles auf privatwirtschaftlicher Basis organisieren. Unerwünscht sind Straßenmusikanten, Pflastermaler und natürlich politische Demonstrationen.
Was verloren geht, ist nicht nur die eine oder andere öffentliche Fläche, sondern die Öffentlichkeit selbst. Öffentlichkeit heißt: Wir haben uns unsere Regeln selbst gegeben. Privatheit heißt: Andere geben uns die Regeln vor, nach denen wir uns verhalten sollen.
Öffentlichkeit ist nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Öffentlichkeit ist Auseinandersetzung.
Es stellt sich die Frage: Was für eine Stadt wollen wir?