Resqship Pressemitteilung vom 24. August 2025: Drei Geschwister ertrinken in Schlauchboot – NADIR rettet 65 Menschen aus Seenot

In der Nacht von Freitag auf Samstag hat das Segelschiff NADIR der Organisation RESQSHIP 65 Menschen aus einem überfüllten und bereits vollgelaufenen Schlauchboot im zentralen Mittelmeer gerettet. Während der Evakuierung entdeckten die Überlebenden die Körper von drei Schwestern im Alter von 9, 11 und 17 Jahren, die im Wasser im Inneren des Bootes ertrunken waren. Eine weitere Person gilt als vermisst.

Am Freitagabend meldete Alarm Phone den Seenotfall. Am Samstag, gegen 1 Uhr nachts, fand die NADIR 65 Personen auf einem Schlauchboot, das am Vortag in Zuwara, Libyen, gestartet war. Bereits wenige Stunden nach der Abfahrt war zunehmend Wasser in das Boot eingedrungen, die Menschen hatten vergeblich versucht, es auszuschöpfen. Viele saßen knietief im Wasser während bis zu 1,5 Meter hohe Wellen das Boot überspülten. Unter ihnen waren zahlreiche Frauen, drei von Ihnen schwanger, Kinder und auch ein sieben Monate altes Baby.

»Während wir die Menschen nach und nach aus dem Schlauchboot auf die NADIR evakuierten, hörte ich plötzlich Schreie und jemand zeigte auf das Wasser im Inneren des Bootes. Da wurde klar, dass sich unter der Wasseroberfläche Körper befanden. Das Boot war gefährlich überfüllt, es war stockdunkel, Wasser strömte hinein, die Menschen gerieten in Panik. In diesem Chaos war es unmöglich zu erkennen, dass die drei Schwestern, die tief im Inneren des Bootes saßen, bereits ertrunken waren. Als die Überlebenden es bemerkten, war es blankes Entsetzen.«
– Barbara Sartore, Kommunikationskoordinatorin an Bord der NADIR

Laut Aussagen der Überlebenden war zudem bereits Stunden zuvor eine weitere Person über Bord gegangen und gilt als vermisst. Viele der Geretteten litten unter schweren chemischen Brandwunden, erzeugt durch das Salzwasser-Benzin-Gemisch im Boot. Sie wurden vom medizinischen Team auf der NADIR versorgt.

Die Crew der NADIR kümmerte sich die Nacht hindurch um die Überlebenden. Am Morgen hatten die Angehörigen Zeit und Privatsphäre, um zu trauern und sich von ihren Liebsten zu verabschieden. Am Samstagnachmittag evakuierte die italienische Küstenwache 14 Menschen – medizinische Fälle und ihre Angehörigen – und brachte sie nach Lampedusa. Am selben Abend erreichte auch die NADIR die Insel mit den übrigen Überlebenden und den Verstorbenen.

»Es ist unvorstellbar, was den drei Schwestern zugestoßen ist und welchen Gefahren Menschen auf der Flucht ausgesetzt sind, um einen sicheren Ort zu erreichen. Unsere Gedanken sind bei ihren Angehörigen, die diesen vermeidbaren Verlust und Schmerz tragen müssen. Sichere Fluchtwege sind dringend notwendig, um das Sterben im Mittelmeer endlich zu beenden.«
– Katja Schnitzer, Crewmitglied an Bord der NADIR.