Segelschiff Nadir findet Holzboot in Seenot mit 61 Menschen
In der Nacht auf Montag (17. Juni) konnte die Besatzung des deutschen Segelschiffs Nadir von RESQSHIP e.V. südlich von Lampedusa 51 Menschen aus einem seeuntüchtigen Holzboot retten. Im mit Wasser vollgelaufenen Unterdeck des Holzboots entdeckte die Crew zudem zehn Tote. Sie nahm die Überlebenden an Bord, zwei bewusstlose Patienten mussten notfallmedizinisch versorgt werden. Am Vormittag wurden alle Überlebenden von der italienischen Küstenwache übernommen und nach Lampedusa gebracht. Um den Transport der zehn Toten kümmerte sich die Mannschaft der Nadir.
Die Crew des Segelschiffs fand das manövrierunfähige und völlig überfüllte Holzboot durch einen Notruf von Watch the Med – Alarmphone – ca. 50 Meilen südwestlich von Lampedusa in der maltesischen Such- und Rettungsregion. Der Motor des Holzboots war ausgefallen. „Wir bargen zunächst die Menschen auf dem Oberdeck. Erst dann konnten wir zum Unterdeck vordringen und entdeckten dort mehrere Menschen, die an Benzingasen erstickt sind oder von den Gasen ohnmächtig wurden und im vollgelaufenen Schiffsrumpf ertranken“, berichtet Ingo Werth, Skipper der Nadir. „Zwei Bewusstlose konnten wir noch lebend aus dem Unterdeck retten. Um an einen der beiden zu gelangen, mussten wir das Deck mit einer Axt öffnen, weil das Betreten des verschlossenen Raumes aufgrund des drohenden Untergangs des Boots zur Falle hätte werden können.“
Die Nadir informierte sofort die Behörden und forderte eine medizinische Evakuierung für die beiden Bewusstlosen an, die an Bord notfallmedizinisch versorgt wurden. “Wir versorgten die beiden durch giftige Gase bewusstlosen sowie erschwerend stark unterkühlten und dehydrierten Patienten. Wir konnten ihren Zustand bei uns an Bord stabilisieren. Bei Verlegung auf das Schiff der Küstenwache musste ein Patient weiter intensivmedizinisch behandelt werden”, so Dr. Ferdinand Hofer, Arzt auf der Nadir. Diese wurden dann zusammen mit den anderen Überlebenden von der italienischen Küstenwache übernommen, die am Vormittag eingetroffen war. Die zehn verstorbenen jungen Männer blieben auf dem Holzboot, das die Nadir anschließend nach Lampedusa schleppte.
Die 61 Menschen waren nach Angaben der Überlebenden zwei Tage zuvor aus Zuwara in Libyen gestartet. Die Hälfte stammte aus Bangladesch, des Weiteren waren Personen aus Pakistan, Syrien und Ägypten an Bord.
Es war bereits das dritte Boot in Seenot, dem die Nadir an diesem Wochenende beistehen konnte. Die beiden Boote zuvor mit insgesamt 90 Menschen an Bord wurden von der Besatzung erstversorgt und dann an die italienische Küstenwache übergeben.
Über RESQSHIP:
Resqship e. V. fährt seit 2019 Beobachtungsmissionen im zentralen Mittelmeer, um auf die prekäre Situation von Menschen auf der Flucht aufmerksam zu machen und Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren. Im Ernstfall leisten die Crews unterstützende Maßnahmen zur Seenotrettung und kommen damit ihrer maritimen Pflicht zu helfen nach. 2023 konnte die Nadir ca. 5.200 Menschen in Seenot helfen.
Weitere Informationen zu RESQSHIP: https://resqship.org/
Pressekontakt: Andrea Finkel
E-Mail: presse@resqship.org, Tel.: 0162-5954023